Ein Held der Straße
Lebensmittel-Retter in München

Es gibt sie tatsächlich, die Helden der Straße. Einer von ihnen ist Hans-Peter Bergmann. Er rettet Lebensmittel und verteilt fast jede Woche vor seinem Büro in München-Schwabing auf der Straße Obst, Gemüse, Brot etc. an Leute, die sie dringend brauchen. Das sind relativ viele, auch im wohlhabenden Stadtteil Schwabing.

Für den Film „Brot für die Nachbarn vom Schwabinger See“ hat er nun zusammen mit dem Filmemacher Marijan Gomboc  beim 2. Landesfilmfestival den 3. Preis erhalten. Herzlichen Glückwunsch, lieber HP!

Der Film ist bei Vimeo zu sehen.

Über sein Engagement sagt Hans-Peter Bergmann: „Unsere Arbeit ist dynamisch. Sie muss sich den sich ständig verändernden Umständen anpassen. Das beginnt mit dem Wetter und dem frühen Dunkelwerden in der kalten Jahreszeit. Und geht weiter mit der Sortierung und richtigen Lagerung der Lebensmittel bis zur Verteilung, damit diese nicht verderben. Das sind die Basics.

Komplizierter wird die Sache schon bei der Beschaffung der Lebensmittel. Denn inzwischen – und das hat nichts mit der Ukraine zu tun – gibt es schon eine Art Verdrängungskampf unter den Lebensmittel-Rettern. Das sieht so aus: Große Organisationen machen sich breit und sammeln im großen Stil Lebensmittel ein. Diese Organisationen verarbeiten die Lebensmittel und verkaufen sie. Zwar billiger, aber sie verkaufen sie. Damit fokussieren sie sich nur auf den Aspekt der Rettung und verzichten auf den Aspekt der Hilfe für Bedürftige. „Brot für die Nachbarn“ hat aber beide Aspekte im Auge: Rettung und Hilfe. Und vor allem die barrierefreie Hilfe, d.h. wir verteilen kostenlos und ohne Prüfung der Bedürftigkeit an alle, die sich anstellen.

Vor Corona war das eine kleine Klientel von Stammkunden. Während Corona wurde die Verteilung schwieriger wegen all der Hygieneregeln und argwöhnischer Nachbarn, die die Polizei auf uns gehetzt haben. Ohne Erfolg, im Gegenteil, inzwischen sind wir von der Landeshauptstadt München offiziell belobigt. Mit Corona stieg aber auch die Anzahl der Bedürftigen sprunghaft an. Ich würde sagen: Die Anzahl der AbholerInnen hat sich im Vergleich zu der Zeit vor Corona mindestens verdreifacht. Dies stellt unter den oben genannten Bedingungen eine neue Herausforderung bei der Beschaffung dar. Nach Corona blieb die Anzahl der AbholerInnen konstant. Mit dem Ukraine-Krieg hat sich die Anzahl derjenigen, die durch uns versorgt werden, nochmals verdoppelt. Das bedeutet, nicht nur mehr Lebensmittel zu beschaffen, sondern auch einen deutlich höheren Zeit- und Lagerungsaufwand. Flexibilität und Überzeugung sind mehr denn je gefragt.“

 

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