Auf einer Besucherführung durch die „Deutsche Eiche“
Meine „Einweihung“
1982/83 kam ich zum Studium nach München. Kommilitone Thomas, mit dem ich regelmäßig im Luitpoldpark joggen ging, obwohl er einen Kopf größer als ich war (und er einen Schritt machte, wofür ich zwei brauchte), bekannte sich schon Anfang der 1980er-Jahre öffentlich zu seiner Homosexualität. Er weihte mich verbal in die Geheimnisse des Schwul-Seins ein. Eine Welt, die mir bis dahin fremd und verborgen war. Thomas lebte mit seinem älteren Partner zusammen und ging nach seinem Studienabschluss zum Arbeiten nach Köln. Er lud mich zu seiner Hochzeitsfeier ins Schokoladenmuseum ein. Jahrzehntelang hielten wir Kontakt und trafen uns hin und wieder. Jedes Jahr zu Weihnachten schickte er mir einen persönlichen, handgeschriebenen Brief. Bis Corona kam und er mich wegen meiner kritischen Haltung zur Corona-Politik zum „Nazi“ abstempelte. Das tat weh, eine alte Freundschaft zerbrach, trotzdem bin ich ihm dankbar, mich mit einem Thema vertraut gemacht zu haben, das andere nur vom Hören-Sagen kennen.
„Zu sterben ist keine Schande. Das Leben zu versäumen, eine Sünde“
1997 traf ich Peter, ein liebenswürdiger Mensch und schwuler Mann, mit dem ich brüderlich-schwesterlich befreundet war, und den ich an seinem letzten Lebenstag am 15. März 2023 beim Hinübergehen begleiten durfte. Eines meiner tiefsten Erfahrungen, über die ich auch hier auf meiner Seite geschrieben habe. Mit Peter war ich ein einziges Mal in der „Deutschen Eiche“ in München. Wir tranken dort etwas und er erzählte mir von alten und bewegten Zeiten, die er erlebt hatte. Wir nahmen uns vor, bei schönem Wetter auch mal auf der Dachterrasse zu sitzen, doch dazu kam es nicht mehr.
Wo Fassbinder, Moshammer und Freddie Mercury feierten
Nun schließt sich der Kreis: Am 28. Oktober 2024 besuchte ich zusammen mit drei Freunden und anderen Teilnehmern die rund dreistündige Veranstaltung (inklusive Führung durch die fünf Häuser) mit Dietmar Holzapfel, einem der beiden Wirte der „Deutschen Eiche“. 1995 hatte er das schwule Kultlokal übernommen. Ich war beeindruckt von seinem politischen, geschichtlichen und literarischen Wissen, wie leicht und sympathisch er eine doch eher schwere Materie seines langen, persönlichen Kampfes um Gleichberechtigung vermitteln konnte. Überrascht haben mich auch seine Gesänge wie das „Lila Lied“ etc. Zum Abschluss seines illustren Vortrags führte er uns noch durch die Räume und Keller des riesengroßen, unterirdischen Etablissements. Welch Kontrast, als wir bei strahlendem Herbst-Sonnenschein die Dachterrasse besuchten und dort zu Mittag speisten.
Mehr möchte ich hier nicht verraten. Allen Interessierten empfehle ich, an einer Gratis-Besucherführung durch die „Deutsche Eiche“ teilzunehmen. Freiwillige Spenden für ein König-Ludwig-Denkmal sind im Anschluss gern gesehen. Hinweisen möchte ich auch auf die Sendung „Lebenslinien“ im BR-Fernsehen am 11. November 2024: Dietmar Holzapfel – Vom Lehrer zum queeren Szene-Wirt.
Wer am Montag-Abend keine Zeit hat, kann die Sendung auch in der Mediathek anschauen. Eine bewegende Lebensgeschichte von Dietmar und eine schöne Liebesgeschichte zwischen Dietmar & Sepp mit Happy End 🙂
Die „Deutsche Eiche“ habe ich vor vielen Jahren besucht, als ich mit einer Journalisten-Delegation aus Warschau in München war im Auftrag des Bundespresseamtes. Ich kann mich noch erinnern, dass es mir dort gut gefallen und im Restaurant gut geschmeckt hat!