Ilkahöhe am Starnberger See

Die Geburt der Venus von Sandro Botticelli, 1485. Die alten Griechen nannten sie „Aphrodite“ und verehrten sie als Göttin der Liebe und Lust.

Hommage an die Synchronizität:

Erotische Fantasien auf einer geomantischen Wanderung

Auf meiner Lebensreise gibt es eine unsichtbare Begleiterin, die ich oft vergesse. Sie wirkt im Verborgenen, wo sie ihre Fäden spinnt und webt, kunst- und sinnvoll. Meist wird mir erst im Nachhinein bewusst, dass sie mich bei meinen inneren und äußeren Reisen leitet, dass sie über mir wacht wie eine Mutter, die ihre schützenden Hände über ihr Kind hält. Diese Begleiterin ist die Synchronizität. Ihr widme ich meinen Erfahrungsbericht, weil er zu den aufkeimenden Frühlingsgefühlen im März gut passt. Ich gebe ihn gern öffentlich preis, da er Hoffnung, Mut und Vertrauen schenkt, dass nur Liebe und Eros, Fantasien und Visionen stärker, kraft- und machtvoller sind als alles andere auf unserer Erde, auch als unsichtbare Viren!

Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung über Synchronizität:
“Die Gleichzeitigkeit eines gewissen psychischen Zustandes mit einem oder mehreren äußeren Ereignissen, welche als sinngemäße Parallelen zu dem momentanen subjektiven Zustand erscheinen.” 

Wodurch ein Monkey Mind zur Ruhe kommt

Endlich wieder März, Zeit für Frühlingsgefühle, wobei diese auch schon im Februar zu sprießen anfangen können. So wie bei mir am 7. Februar 2021 auf einer geomantischen (Medizin-)Wanderung zur Ilkahöhe am Starnberger See. An sonnigen Tagen hat man einen fantastischen Blick über den See bis zu den Alpen. Am 7. Februar war’s jedoch bewölkt und diesig-neblig. Meiner Fantasie tat das keinen Abbruch, denn mein Geist ist wie ein “Monkey Mind”, ein Begriff aus dem Yoga, der eine Art Gedankenkarussell bezeichnet: sehr assoziativ und sprunghaft, alle Eindrücke aufsaugend, immer in Bewegung. Deshalb tun meinem „Affen-Geist“ auch meditative Übungen gut, die ihn zur Ruhe kommen lassen. Kombiniert mit Schweigewandern in der Natur ist der Effekt noch viel intensiver.

Christiane Fink, Landschaftsarchitektin und Geomantin, hatte unsere Tour so angekündigt: „Lichtmess ist eine Zeit der Einweihung, in der früher auch die Schutz- und Heilungskerzen geweiht wurden. Die strahlende Brigid löst die Percht ab, die über die Wintermonate geherrscht hat. Bei der Medizinwanderung können wir für uns ein Thema mitnehmen oder schauen, was uns auf dem Weg begegnet und uns für die nächsten Monaten inspirieren möchte. Wir werden uns in Abständen sammeln und uns mit Übungen immer tiefer mit der Erde und den Wesen verbinden. Ansonsten geht jeder seinen Weg achtsam für sich.“

Ilka-Kühe auf der llkahöhe, schmusen können sie auch! Im Hintergrund der Starnberger See und das Alpenpanorama.

Aphrodite, die griechische Liebesgöttin

Mit dem Zug fuhren wir zu dritt in einer halben Stunde von München nach Tutzing am Starnberger See. Hier schloss sich uns noch eine vierte Frau an. „Vier“ ist – so Friedrich Weinreb – eine weibliche Zahl, es ist die Zahl der Erde, der Materie und Frau. Von Tutzing aus geht es an einem Bach entlang leicht ansteigend hoch zur Ilkahöhe.

Auf halbem Weg an einer Baumallee machten wir die erste meditative Übung. Mit geschlossenen Augen stellten wir uns vor, wie wir mit unseren Füßen wie Wurzeln in die Erde hineinwachsen und von dort etwas heraus und nach oben holen. Vor meinen inneren Augen tauchte ganz überraschend eine schöne, sanft lächelnde Frau auf einer Schale oder Muschel auf, die ich gleich erkannte: Es war Aphrodite, die Göttin der Liebe und sinnlichen Begierde. Kam die nicht eher aus dem Wasser des Starnberger Sees als aus der Erde? Während der Übung setzte leichter Nieselregen ein. Von oben segnete der Regengott die Liebesgöttin, befeuchtete sie und mich mit zarten Tropfen.

Gaia, Mutter Erde, und Gaius vereint

„Hast du die Lippen mir wundgeküsst, so küsse sie wieder heil. Und wenn du bis Abend nicht fertig bist, so hat es auch keine Eil…“ – Heinrich Heine

Dann sollten wir unser inneres Bild, die Erscheinung, mit beiden Händen von der Schoßhöhe hoch zu unserem Herzen führen. Meine Aphrodite wandelte sich zu Gaia, Mutter Erde, in der griechischen Mythologie die Erdgöttin, und zu ihr gesellte sich – welch Überraschung! – Gaius. Wer war dieser „Gaius“, der so unvermittelt als Name in meinem Geist auftauchte? Ich kramte in meiner Erinnerung ans große Latinum: War Gaius nicht der Vorname von Cäsar? Gab es nicht auch einen römischen Feldherrn oder Juristen, der so hieß?

Gaia kannte ich sehr gut, mit ihr hatte ich mich anno 1998/99 in meinem Buch Eins sein mit Mutter Erde mehrere Monate lang intensiv beschäftigt. Gaius war mir fremd und unbekannt, dennoch schien er zu Gaia zu gehören, sonst hätte er sich nicht so stark in mein Bewusstsein gedrängt. Also nahm ich beide in meine Hände, umschloss sie und führte sie behutsam zum Herzen. Gaia und Gaius vereint in meinem Herzen – wie Yin und Yang – wie männlich und weiblich. Eros und Natur, Eros in der Natur, ist nicht alles in der Natur Eros pur… was wollte mir das sagen?

Phallische Wegzeichnung

Nachdenkend über das unerwartet schöne Paar-Bild an diesem kühlen und bewölkten Februar-Tag setzte ich schweigend meinen Weg und die anderen Frauen den ihren fort. Ein Stück Papier auf dem Waldboden erregte mein Aufsehen. Ich zögerte, ob ich mich bücken sollte. Doch die Neugierde siegte – den Monkey Mind interessiert so gut wie alles. Ich hob den Zettel auf, er musste hier schon länger liegen, denn er war ganz feucht. Vorsichtig öffnete ich ihn.

Es war ein Zeitungsausschnitt, auf dem der Weg von Tutzing auf die Ilkahöhe beschrieben war. Die dazugehörige Zeichnung ließ mich stutzen, denn sie passte haargenau zu meinen Fantasien während der beiden Übungen. Das wollte ich überprüfen lassen und zeigte die Zeichnung den anderen drei Damen. Eine sagte „Phallus“, die andere „Lingam“, die dritte sagte – etwas verschämt – nichts. Zwei von drei erkannten also das Gleiche wie ich. Und Sie, was sehen Sie darin?

Der Kreis schließt sich wieder

Wenn diese Abfolge: Aphrodite – Gaia und Gaius – Ilkahöhe in Phallusform – nicht wieder eine Bestätigung für ein rundes, synchrones Ereignis ist!

Solche Geschehen begleiten mich schon mein ganzes Leben lang und sind mir vertraut. Doch diese Synchronizität zwischen inneren erotischen Bildern (ich schwöre, nichts geraucht und getrunken zu haben) und äußerem erotischen Fundstück ist schon bemerkenswert und hat selbst mich überrascht. Der Frühling kann kommen, ich bin darauf vorbereitet. 🙂

Warten auf die Überfahrt zur Roseninsel im Starnberger See, ein Besuch lohnt sich!

Video:
Ist das noch Zufall? – Synchronizität nach C.G. Jung

Literatur:
Carl Gustav Jung: Synchronizität, Akausalität und Okkultismus
Victor Mansfield: Tao des Zufalls. Philosophie, Physik und Snychronizität

https://www.wakingtimes.com/the-magic-of-synchronicity

 

7 Gedanken zu „Ilkahöhe am Starnberger See“

  1. Diese Wortspiele… :-)))
    Wieder ein sehr schöner Artikel, der anregt und inspiriert, liebste Jutta.
    Mal schauen, was meine Wurzeln so herausholen. Vielen Dank, auch für das wunderbare Zitat vom Heinrich.
    Herzensumarmung
    Deine Maga

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    • Das Heine-Gedicht „Hast du die Lippen mir wundgeküsst“ hat noch eine 2. Strophe!
      Die konnte ich nicht mehr in die BU packen, aber hier kann ich. Especially for you, my dear Maga:
      „Du hast ja noch die ganze Nacht, Du Herzallerliebste mein!
      Man kann in solch einer ganzen Nacht viel küssen und selig sein.“
      Also Leute, küsst wieder mehr! 🙂 Das stärkt auch das Immunsystem!

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      • Oh ja, das sehe ich genau so. Kuscheln und das andere sind sogar noch besser für das Immunsystem. Das ist erwiesen.
        Auf jeden Fall ein Weg, den ich mal wandern muss, wenn ich in Bayern bin. Schon alleine wegen des tollen Bildes, das ich hinterher auf meiner Wanderapp habe. Freue mich schon auf die Likes und Lachsmileys für meine Screenshots…

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  2. Hallo Jutta,
    ich mache morgen just diese Wanderung. Mal sehen, ob mir Ähnliches widerfährt. Ich denke aber eher nicht.
    Liebe Grüße
    Brigitte

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  3. Liebe Jutta,
    die Frühlingsgefühle werden durch Deinen so herrlichen Bericht nochmal verstärkt.
    Die Kunstwerke, die Du eingefügt hast, kommen wieder ins Gedächtnis und lassen Corona und alle Misslichkeiten vergessen. Man fängt an zu träumen. Unheimlich, der Wanderweg und was man darin sieht!
    Danke Dir herzlich
    Brigitte

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