
Stirb und werde!
Danke für das Leben in seiner ganzen Fülle
Zu Ostern ein kleines Lebenszeichen von mir. Bewegte Monate liegen hinter mir, es ist viel passiert. Thailand mit Bangkok und Koh Jum, einer kleinen Insel vor Krabi in Südthailand, waren das Reise-Highlight im Frühjahr. Darüber werde ich bis Mai noch schreiben, wenn ich die rund 2.000 Fotos gesichtet und die schönsten für meinen Artikel ausgewählt habe.
So oft „Danke“ wie in Thailand habe ich sonst nirgendwo gehört: „kobb khun ka“ (für Frauen) und „kobb khun krab“ (für Männer). Die Hände zum Dankesgruß aneinander zu legen, scheint so tief in der thailändisch-buddhistischen Mentalität verankert zu sein wie „Namaste“ in Indien.
Auf Koh Jum habe ich mich wohl gefühlt und hätte gut und gern noch länger bleiben können, auch wenn es dort nicht nur Wats (buddhistische Tempel), sondern auch Moscheen gibt, von denen ein Muezzin schon in aller Herrgottsfrühe ruft. Im überwiegend buddhistischen Thailand habe ich mit sowas überhaupt nicht gerechnet. Nur das nächtliche, schlafraubende Schreien eines Geckos hat mich noch mehr irritiert. Die Tropen haben ihre ureigene Fülle an Farben und Geräuschen, die alle Sinne berührt und betört.

Überschattet wurden diese schönen Eindrücke kurz vor meinem Geburtstag Anfang April durch die Nachricht einer langjährigen Freundin, dass ihre 15-jährige Enkelin bei einem Sportlauf in der 11. Runde zusammengebrochen sei. Sie verstarb nach einem spontanen Herzstillstand, auch weil die Reanimierung nicht rechtzeitig einsetzte. Laut Freundin war sie ein ganz gesundes Mädchen. Sie habe nach einer Corona-Impfung zweimal epileptische Anfälle bekommen und Medikamente genommen.
Ich kenne das Mädchen nicht, nur ihre Oma. Sie wird dieses Ostern und noch lange darüber hinaus trauern und um ihre Enkelin weinen. Das Leben in seiner ganzen Fülle und Härte zu verstehen, ist nicht leicht. Dafür auch noch dankbar zu sein, ist fast schon übermenschlich. Was würde ein Thai tun? Ich denke, er würde so einen Schicksalsschlag mit buddhistischer Gelassenheit hinnehmen und sich sogar dafür bedanken.
In einer stillen Minute kam mir „Stirb und werde!“ zugeflogen. Ich fand den Ursprung dieser drei Worte in Goethes Gedicht „Selige Sehnsucht“. Es endet mit folgenden Versen:
„Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.“
Ein Buddhist würde vermutlich sagen: „Ja, Goethe hatte einen tiefen Einblick in das Wesen der Wandlung.“ Es ist keine Flucht vor dem Leben, sondern ein Aufwachen in ein tieferes, wahrhaftigeres Dasein. Wir können und müssen im Leben viele Male „sterben und werden“.
Goethes Bild des Schmetterlings (aus dem Gedicht „Selige Sehnsucht“) erinnert an buddhistische Gleichnisse: Die Raupe, die stirbt, um als Schmetterling neu geboren zu werden.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein licht- und friedvolles Osterfest in Dankbarkeit und (Gott-)Vertrauen, dass jede Wandlung auch eine Neu- und Wiedergeburt ist.