Volcán Arenal, unverhüllt in voller Pracht. Er ist immer noch aktiv und seit 2010 nicht mehr ausgebrochen.

Pura Vida in Costa Rica

Mit dem Auto von der Karibik zum Pazifik

Costa Rica (Spanisch für „reiche Küste) gilt als die „Schweiz Mittelamerikas“. Das haben wir in 25 Tagen auch so erlebt: beim Automieten, bei den Unterkünften, beim Einkaufen im Supermarkt und Abendessen. Alles ist mindestens ebenso teuer wie bei uns, wenn nicht sogar teurer. Trotzdem ist das tropische Land zwischen karibischer und pazifischer Küste eine Reise wert. Schon allein wegen seiner einzigartigen Flora und Fauna. Vor allem aber auch wegen Pura Vida, dem Lebensmotto der Costa-Ricaner, die sich selbst Ticas und Ticos nennen. Pura Vida (pures, pralles, einfaches Leben) ist überall zu sehen, zu hören und zu spüren. Pura Vida ist die Seele Costa Ricas und mein neues Mantra, das ich verinnerlicht und von dort mitgebracht habe. Seither begleitet mich Pura Vida.

Kommen Sie mit auf unsere Reise quer durch Costa Rica. Wir sind in drei Wochen 2.634 Kilometer gefahren. Vorab ein Überblick über unsere Fahrroute, die wir ohne Auto-Navi nur mit Google Maps und OsmAnd auf dem Handy gefahren sind:

Unsere Fahrroute, zum Vergrößern bitte klicken!
  • Wir starten in San José im Landesinneren. Von da an die Karibik-Küste nach Puerto Limón an die Playa Bonita, dann nach Puerto Viejo in die „El Tukan Djungle Lodge“, in den Nationalpark Cahuita und in das Nationale Tierschutzgebiet Gandoca-Manzanillo, beide liegen an der Karibik-Küste.
  • Wieder zurück ins Inland nach La Fortuna zum Volcán Arenal, am Laguna de Arenal (Arenal-See) entlang nach Nuevo Arenal, wo es auch eine German Bakery gibt (für zwei Guanabana-Smoothies und zwei Kokosschnecken haben wir rund 20 USD gezahlt, europäische Preise!).
  • Weiter an die Pazifik-Küste Richtung Samara in Arnauds „Chez Nous“ (Frühstück und Dinner waren exquisit!). An der Playa Carrillo, einem der schönsten Strände, die wir kennen gelernt haben, erlebten wir traumhaft-kitschige Sonnenuntergänge am Strand.
  • Quer durchs Land und die Nicoya-Halbinsel nach Paquera, wo wir die Fähre nach Puntarenas auf der anderen Seite der Bucht nehmen wollten. Weil wir die Tickets aber in die verkehrte Richtung gebucht hatten und wir stundenlang bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad auf die richtige Fähre hätten warten müssen, entschieden wir uns, um die ganze Bucht und den Golfo de Nicoya herumzufahren. Erst in der Dunkelheit kamen wir in Esterillos Oeste im „La Dolce Vita“ an.
  • Playa Esterillos Oeste ist ein Mekka für Surfer. Hier an der Pazifik-Küste verbrachten wir unsere letzten Tage, bevor wir zurück nach San José fuhren und von dort aus Mitte Februar wieder nach München zurückflogen.
Playa Esterillos Oeste an der Pazifikküste ist ein Mekka für Surfer.

Wer jetzt Lust auf eine Abenteuerreise im Auto durch Costa Rica bekommen hat, kann im Folgenden tiefer eintauchen in ein Land, das entdeckt werden will. Vielleicht nehmen Sie von dort auch ein Stück Pura Vida mit.

San José – laut, quirlig, kontrastreich

Als wir nach vielen Flugstunden von München via Amsterdam am späten Abend auf dem Aeropuerto Juan Santamaria in San José landen, ahnen wir noch nichts von Pura Vida. Mitte Januar ist es in der Hauptstadt Costa Ricas, die 1.170 Meter über dem Meeresspiegel liegt, angenehm warm. Sicher trägt das Klima auch zu Pura Vida bei.

Den schon in Deutschland reservierten Mittelklasse-Wagen, ein Nissan Versa, lassen wir erst mal stehen, weil die Miete für 25 Tage über 2.000 USD kosten würde, anders als man uns vorher per E-Mail zugesagt hatte. Stattdessen fahren wir mit dem Taxi für 30 USD zu unserem ersten Domizil, dem „Casa 69“. Es liegt inmitten eines geschäftigen Viertels.

Vor dem Casa 69: Trotz lautem Zughupen in aller Herrgottsfrühe siegte die gute Laune. Pura Vida!

Ruhestörung in aller Herrgottsfrühe

Frühmorgens gegen 5 Uhr stehe ich schlaftrunken und übernächtigt senkrecht im Bett, als ein Zug lautstark hupend fast durchs Zimmer fährt. Von der Dachterrasse aus sehen wir, dass das Casa 69 in der Nähe einer Straßenkreuzung liegt und am Haus Zuggleise, teilweise auf der Straße, vorbeiführen. Jedes Mal, wenn sich ein Zug der Kreuzung nähert, hupt er markerschütternd. Verkehr in aller Herrgottsfrühe wie im wilden Westen. Das erwähnte niemand in seiner Bewertung auf dem Buchungsportal.

Was wir auch noch von oben sehen, sind hochgezogene Stacheldrahtzäune, hinter denen teils schmucke Häuser stehen. Wovor sie sich schützen, erfahren wir nicht, auch nicht später unterwegs.

Leckeres Frühstück mit tropischen Früchten im farbenfrohen Innenhof des Casa 69.

Das tropische Frühstück mit Mango, Ananas und Papaya (sogar Stevia als Zuckerersatz gibt es) in einem farbenfroh und künstlerisch gestalteten Innenhof entschädigt für die frühmorgendliche Ruhestörung. In den folgenden zwei Nächten schlafe ich nur noch mit Ohropax, das die Geräusche zumindest etwas dämmt.

Das Zentrum von San José ist nicht minder laut und trubelig. Auf den Straßen schreien sich Losverkäuferinnen die Seele aus dem Leib. Im Vergleich dazu ist ein Baum, in dem zahllose Papageien nisten und um die Wette schreien, geradezu eine Erholung.

Diese üppige Dame in der Fußgängerzone in San José hat en passant schon viele Streicheleinheiten bekommen 🙂 So viele Dessous-Läden wie in San José habe ich sonst nirgendwo gesehen. Kontraste, Vielfalt, Buntheit, Pura Vida in Costa Rica!

Der Mercado Central, 1880 gegründet, hat es mir angetan. Was es hier alles zu sehen, zu hören, zu schmecken und zu riechen gibt, betört meine Sinne. Er befindet sich an der Avenida Central, 250 Meter nordwestlich des Parque Central.

In einem Laden von Claro besorgen wir fürs Handy eine Prepaid-Karte (5 GB für 30 Tage kosten 10.000 Colón, das sind rund 18 €). Maria, die freundliche Verkäuferin, berät uns lächelnd und sehr geduldig – Pura Vida-like.

Wir finden in San José auch stille Plätze:

  • hinter dem „Asemblea Legislativa“, der Legislativversammlung von Costa Rica, einen ruhigen Park mit Kunstobjekten;
  • das fast leere „Museo de Arte y Diseno Contemporáneo“ (MADC), in dem sogar ein Plakat der ifa-Galerie Bonn „Weltsichten“ (1999) mit einer Hommage an Alexander Humboldt hängt;
  • eine lauschige, überdachte Terrasse mit Hängeschaukeln im „Morpho“, ein asiatisch-chinesisches Lokal, wo wir uns als einzige Gäste vom geschäftigen Trubel der Stadt erholen und leckere Smoothies trinken. Pura Vida!
Abhängen im Morpho, einem asiatischen Restaurant in San José. Wir genossen die relaxte Atmosphäre und die leckeren Smoothies. Pura Vida!

Tipp fürs Sightseeing zu Fuß in San José: Vorsicht vor offenen Gullies, von denen es in der Stadt etliche gibt, für nächtliche Exkursionen unbedingt eine Taschenlampe mitnehmen!

Nach zwei Tagen in San José holen wir unser Mietauto ab (drei Wochen inkl. Vollkasko ohne Selbstbeteiligung kosten rund 1.800 USD) und starten Richtung Osten nach Puerto Limón an der Karibikküste. Juhu, Pura Vida! 🙂

Puerto Limón und Playa Bonita an der Karibikküste

Hotel Playa Bonita liegt direkt am Meer.

Was für ein überwältigender Einstieg für mich, die ich zum ersten Mal an der Karibikküste bin. Auch für Michal, der schon öfter in der Karibik zum Tauchen war, ist unser Zimmer im „Hotel Playa Bonita“ ein Glücksfall. Das Haus liegt an der Seafront direkt am Meer, die Wogen branden bis fast an die Fenster, uns stehen drei Doppelbetten zur Auswahl. Zwei Nächte sind wir hier. An das tropisch-feuchte Klima und das stürmische Meeresrauschen in Puerto Limón (einen Tag nach Vollmond) gewöhne ich mich sehr viel schneller als an das laute Zughupen in San José. Ich schlafe friedlich und ohne Ohropax.

Zwei Tage nur Meer, Wind, Sonne, Palmen und tropisches Vogelgezwitscher. Der Strand ist fast menschenleer, Schwimmen wegen der starken Brandung nur eingeschränkt möglich, dafür sind die Spaziergänge am Meer umso erholsamer. In einer Strandbar lernen wir Milchshakes aus tropischen Früchten kennen: Guanabana (Soursop, Sauersack) und Cas, beide herrlich erfrischend! Pura Vida!

Was ist ein Menschlein angesichts solcher Wellen?

Zwei Tage bleibt das Auto im Hof stehen. Durch den Ort Limón kommen wir erst auf der Weiterfahrt entlang der Küste Richtung Süden nach Puerto Viejo de Talamanca. Das ist vielleicht auch gut so, weil uns Irene, die deutsche Besitzerin des „El Tucán  Jungle Lodge“, in dem wir später übernachten, erzählt, dass es in Limón Bandenkriminalität gibt. Davon haben wir Gott sei Dank nichts mitbekommen. Pura Vida!


Puerto Viejo – karibisches Flair 

Was für ein Unterschied zu dem eher beschaulich wirkenden Puerto Limón. Puerto Viejo ist lebendig und busy, viele Läden und Lokale, Aussteiger, Hippies, afro-karibisches Flair und Essen…

Auch zum Knabbern gibt es jede Menge Pura Vida-Snacks.

El Tucán Jungle Lodge

Vier Nächte sind wir in der „El Tucán Jungle Lodge“, zu unserer Überraschung bei zwei deutschen Gastgebern: Irene und Wolfgang. Irene ist Bayerin und spricht auch noch so. Die beiden haben in Afrika und Lateinamerika in der Entwicklungshilfe gearbeitet. Mitten im Urwald haben sie ihr Zuhause gefunden, hier möchten sie bleiben. Irene erkennt sofort meinen Massai-Halsschmuck aus Sansibar: die Umrisse Afrikas in Perlenform. Spontan und ohne zu zögern lassen sich die beiden fotografieren. Ein glückliches Paar – Pura Vida!

Die deutschen Besitzer der El Tucan Jungle Lodge: Irene in der Mitte, Wolfgang rechts, Autorin Jutta links.

Brüllaffen

Bei Irene und Wolfgang sind wir in einem Holzhaus mitten im Dschungel untergebracht. Hier sind wieder andere Geräusche zu hören: morgens gegen 4 Uhr der ohrenbetäubende Lärm der Brüllaffen. Sehen kann man sie nicht, nur lautstark hören bis zu drei Kilometer weit. Mit ihrem Gebrüll grenzen sie in der Morgen- und Abenddämmerung ihre Reviere ab. Brüllaffen leben in den Regen- und Trockenwäldern Mittel- und Südamerikas. Sie können sehr gut klettern und verbringen die meiste Zeit auf Bäumen. Wenn sie nicht brüllen, halten sie sich den größten Teil des Tages dösend in den Baumkronen auf und verdauen ihre Mahlzeit: Früchte, Blätter, Blüten und Samen. Meistens leben sie in Gruppen von bis zu 11 Tieren, manchmal schließen sich über 60 Brüllaffen zusammen. So viele waren es bei uns nicht, aber es reichte, um von ihren kehligen Rufen wach zu werden und ihnen zu lauschen. Wann hört man sowas schon mal wieder? Pura Vida!

Kakao-Plantage

Irene erzählt uns, dass die „El Tukan Jungle Lodge“ früher eine Kakao-Plantage war und zeigt uns Bäume, an denen einzelne Früchte hängen. An einer Kakao-Frucht erklärt sie anschaulich, wie die Kakao-Bohnen gewonnen werden.

Nach unseren Frühstücken bleiben häufig die Schalen von Mangos und Papayas übrig. Auch die sind verwertbar. Irene wirft sie neben der Behausung, wo ein Gänsepaar mit ihrem Jungen wohnt, auf den Boden. Kurze Zeit später taucht ein Aguti auf und macht sich über die Schalen her. Agutis sind Nagetiere und sehen wie große Meerschweinchen auf dünnen, langen Beinen aus. Possierliche (Haus-)Tierchen. Pura Vida!

Auf dem Weg zum Strand kommen wir an Bananenbäumen vorbei und schneiden zwei Bananen als Wegzehrung ab. Ein Taschenmesser dabei zu haben, ist auf Reisen immer hilfreich. Eine wunderschöne, exotische Pflanze, in die ich mich verliebe, ist die Heliconia (bihai) oder rote Hummerschere. Pura Vida!

Unterwegs fällt mir ein Schild an einem Baum auf. Darauf prangt mit großen Lettern: „No hay Planeta B.“ – Es gibt keinen Planeten B. Ein Wink mit erhobenem Zeigefinger, keinen Müll am Strand liegen zu lassen. Costa Rica gilt als ökologisch vorbildliches Land und als ökotouristisches Reiseziel.

Ausflüge in Nationalparks: Cahuita und Gandoca-Manzanillo

Von Puerto Viejo aus unternehmen wir Halbtagesausflüge in den Parque Nacional Cahuita nördlich von Puerto Viejo und in das Refugio Nacional de Vida Silvestre Gandoca-Manzanillo (Nationales Tierschutzgebiet Gandoca-Manzanillo) südlich von Puerto Viejo an der Grenze zu Panama. Der Eintritt in beide Parks ist kostenlos, Spenden sind erwünscht.

Im Cahuita-Nationalpark – er ist der zweitälteste des Landes (insgesamt gibt es 26 Parks über das Land verstreut) – kann man Faultiere (Englisch: sloth) aus nächster Nähe beobachten, wie sie gemächlich in aller Herrgottsruhe am Baum hochklettern und sich dann regungslos auf einem Ast ausruhen. Ihre Größe und ihr dichtes Fell sind beachtlich und scheinen mit ein Grund für die Kraftanstrengung zu sein, so viel Masse hochzuziehen.

Mit einem Affen am Strand 🙂
Kapuzineraffen sind neugierig bis aufdringlich und untersuchen selbst Plastikfolie, die sie finden. Sie stöbern in herrenlosen Taschen am Strand nach Essbarem. So geschehen bei einem jungen Paar, das sich im Wasser aufhielt, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.

Außer Faultieren kann man in den Nationalparks in freier Natur auch Waschbären (siehe Videos) – nicht zu verwechseln mit Nasenbären, die hoch aufgerichtete Schwänze haben – antreffen. Sie mischen sich unter die zweibeinigen Besucher am Strand, stets auf der Suche nach Futter. Scheu sind sie überhaupt nicht.

Ein Nasenbär auf der Pirsch nach Futter

Fazit: Ein Besuch dieser Parks ist empfehlenswert, nur sollte man nicht zu spät kommen, weil sie früh schließen. Vorsicht ist auch geboten vor Bäumen mit Kokosnüssen. Michal traf eine fallende Kokosnuss an der Stirn, die zu einer kleinen Beule anschwoll. Das hätte auch ins Auge gehen können. Er hatte großes Glück. Pura Vida!

Nach vier Tagen endet unser Aufenthalt an der Karibikküste. Wir brechen ins Landesinnere nach La Fortuna auf, wo wir den Vulkan Arenal sehen und in heißen Quellen baden wollen.

La Fortuna und Volcán Arenal

Blick von unserer Unterkunft in La Fortuna mit Hot Springs (Pool) auf den Vulkan Arenal.

Unser Hotel „Sueno Dorado“ (Goldener Traum) mit „Hot Springs“ (Heiße Quellen) in La Fortuna erreichen wir bei strömendem Regen. It rained cats and dogs – Es schüttete wie aus Eimern! Tropischer Regen ist anders als bei uns: wärmer, weicher und meist von kurzer Dauer. Am nächsten Tag schien schon wieder die Sonne vom blauen Himmel. Unser dunkles, spartanisch eingerichtetes Zimmer war nicht der Hit, aber der tropische Garten und die Outdoor-Pools mit warmem Thermalwasser entschädigten für das falsche Werbeversprechen im Namen (von wegen „Goldener Traum“!). Auch der Blick zum Vulkan Arenal war unvergleichlich, meist ist seine Spitze in Wolken gehüllt, doch wir hatten Glück und er zeigte sich in seiner ganzen unverhüllten Pracht. Er ist immer noch aktiv und seit 2010 nicht mehr ausgebrochen. Pura Vida!

Blick von La Fortuna City auf den Vulkan Arenal. Wir mussten zur Post „Correos“, um Briefmarken für Postkarten zu kaufen. Alte Schule 🙂

Nationalpark Arenal und Lost Iguana

Auf eine organisierte Tour im Nationalpark Arenal hatten wir keine Lust. Wir entdeckten auf eigene Faust am „Lost Iguana Resort & SPA“, einem Luxusresort unweit des Arenal-Staudamms, einen schönen Trail mit vielen Ups and Downs, in dem wir bis auf ein amerikanisches Paar sonst niemanden trafen.

In dem zum Lost Iguana gehörenden open-Air Restaurant „Blue Hibiscus“ speisten wir am späten Nachmittag fürstlich, auch hier waren wir die einzigen Gäste. Ebenso im stilvoll eingerichteten Café etwas unterhalb des Lost Iguana inmitten eines grünen Dschungels: Hier bekam Michal seine Trinkschokolade und ich meinen Kaffee. Drei Oasen der Ruhe im sonst eher trubeligen Arenal-Gebiet. Pura Vida!

Mistico Park und Arenal Hanging Bridges

Balance-Übung auf einer Hängebrücke.

Die „Arenal Hanging Bridges“ im „Mistico Park“ sind ein Besuchermagnet. Wir waren unschlüssig wegen der hohen Eintrittspreise. Sollten wir 32 USD für mich und 26 USD für Michal ausgeben? Nach längerem Abwägen zahlten wir 58 USD. Auf 3,2 Kilometern überquerten wir 15 Brücken, 6 davon hängend, in gut 2 Stunden, Pausen zum Schauen und Staunen mit eingerechnet.

Fazit: Gut gesicherte Wanderstrecke mit spektakulären Ausblicken, viele auf den Vulkan Arenal, aber auch überlaufen und der Eintritt ist happig (je nach Alter 21-32 USD, Kinder bis 10 Jahre sind gratis). Für Leute mit Höhenangst und Neigung zu Schwindel eher nicht zu empfehlen.

Baldi Hot Springs: 25 Outdoor-Pools mit Thermalwasser

Als wir nach einem Dinner im benachbarten „Baldi Hot Springs Hotel, Resort, SPA“ – ich hatte wieder „Casado“, mein Lieblingsessen, – die Dame an der Rezeption fragten, ob man hier auch als externer Gast die heißen Quellen besuchen dürfe, bejahte sie und lud uns spontan zu einer nächtlichen Gratisfahrt im Golfwagen durch die riesengroße tropische Anlage ein. Pura Vida!

Hier gibt es sage und schreibe 25 Thermalwasser Outdoor-Pools, jeder anders designt und beleuchtet. Ein Tagespass (von 9 bis 22 Uhr) kostet für Einheimische 30 USD, für Foreigners (Touristen) 47 USD, Mittag- und/oder Abendessen können gegen Aufpreis dazu gebucht werden. Leider haben wir davon zu spät erfahren, am nächsten Tag mussten wir schon wieder weiter. Dieses Mal gen Pazifikküste an die Playa Carrillo und in Arnauds „Chez Nous“.

Chez Nous und Playa Carrillo an der Pazifikküste

Arnaud ist Franzose und bringt ein Stück Savoir-vivre in sein „Chez Nous“, eine kleine Oase in der Nähe der Pazifikküste vier Kilometer südöstlich von Samara. Wie ich schon anfangs erwähnte, waren Frühstück und Dinner im Chez Nous exquisit. Der Koch stammt aus Peru und versteht was vom Kochen.

Frühstück im Chez Nous. Die Pancakes mit Schokolade fehlen auf dem Foto.

Apropos (Mit-)Esser: Vor Insekten, Spinnen und Kakerlaken sollte man in den Tropen keine Angst haben. Wir hatten welche in unserem Apartment in der Küche, aber man gewöhnt sich auch an solche mehrbeinigen Mitbewohner.

Arnaud warnte uns vor den Krokodilen auf dem Weg zum Playa Carrillo. Sie sollen da im benachbarten Fluss leben. Warnschilder gibt es dort auch. Gesehen haben wir kein Krokodil, erst später auf der Rückfahrt im Tarcoles Fluss.

Playa Carrillo, sozusagen der Hausstrand des Chez Nous ist magnifique, einer der schönsten Strände, den wir auf unserer Reise kennen gelernt haben. Hier kann man gut schwimmen und am fast menschenleeren Strand unter Palmen liegen, Vorsicht vor herabfallenden Kokosnüssen!

Abends erlebten wir traumhaft-kitschige Sonnenuntergänge, so wie man sie von Fototapeten kennt.

Sunset wie aus dem Bilderbuch am Playa Carrillo an der Pazifikküste

Ein junger Tico sprach uns auf einem Mirador, von dem aus wir die Sonne über dem Meer untergehen sehen konnten, an, woher wir kommen. Auf unsere Antwort „de Alemania“ erwiderte er „Pura Vida!“ und lachte .

Woanders hört man vielleicht „Welcome. Nice to see you.“ Doch in Costa Rica drücken diese zwei Worte „Pura Vida“ noch mehr aus. Sie sind eine einfache Wertschätzung des Lebens selbst. Unverfälscht, herzlich, optimistisch. Je öfter man sie hört, sieht, liest, wahrnimmt, umso tiefer prägen sie sich ein. Eine wundervolle Erfahrung für mich!

Playa Barrigona

Arnaud gab uns noch einen Insider-Tipp: Er empfahl uns einen idyllischen Beach, oberhalb davon hatte Mel Gibson mal ein Haus: Playa Barrigona. Wir sollten aber keine Wertsachen im Auto liegen lassen. Um dahin zu kommen, mussten wir mit unserem nicht geländetauglichen Mietwagen durch unwegsames Gelände fahren und dann auch noch einen Fluss durchqueren. Wir fanden eine seichte Stelle, eine Furt, wo das Passieren möglich war. Abenteuerlich! Unser Wagen blieb unbeschadet, doch unsere Nerven lagen blank und unsere Gemüter waren erhitzt. Gemeinsam zu reisen ist nicht immer leicht. Pura Vida hilft dabei!

Und ja, Playa Barrigona ist wirklich schön, einsam, viele Schatten spendende Bäume, aber die Wellen sind zu hoch und nur für gute Schwimmer geeignet, zum Planschen reicht‘s. Tipp: Am besten mit einem Jeep hinfahren und sicherheitshalber alles Wertvolle mitnehmen.

Wegbeschreibung: „Von Samara aus die holprige Schotterpiste entlang Richtung Norden, Fluss durchqueren und an einer Kreuzung dann links abbiegen. Hier besteht die Straße dann nur noch aus Schlaglöchern, aber man hat ja Jeep 😉 Der Strand ist herrlich weiß, naturbelassen, das Meer ist hier blau und rau.“

Das Malheur mit der Fährüberfahrt

Diese Fähre in Paquera fuhr ohne uns. Wir hatten die falschen Tickets gebucht und mussten die ganze Bucht um den Golfo de Nicoya fahren.

Nach fünf Nächten im Chez Nous brachen wir etwas wehmütig auf zu unserem vorletzten Domizil. Mit der Fähre wollten wir von Paquera mit dem Auto über den Golfo de Nicoya nach Puntarenas übersetzen. Tickets hatten wir online gebucht. Doch im Online-Formular hatten wir zwei spanische Worte „Destination“ und „Descenso“ miteinander verwechselt und die falsche Richtung gebucht. So ein Malheur! Ich hatte mich auf die Überfahrt so gefreut. Die nächste Fähre, mit der wir hätten mitfahren können, ging erst drei Stunden später um 18 Uhr, da ist es in den Tropen in der Nähe des Äquators schon fast dunkel.
Wir standen vor der Wahl: Drei Stunden bei Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad warten und dann in der Dunkelheit mit der Fähre über die Bucht fahren oder gleich um die ganze Bucht mit Auto herumfahren (über 200 km). Michal entschied sich für die zweite Variante. Es war unsere längste, heißeste und zwischenmenschlich hitzigste Fahrt. Auch das ist Pura Vida! 🙂

La Dolce Vita und Playa Esterillos Oeste

Gegen 20 Uhr kamen wir in Esterillos Oeste an und mussten das „La Dolce Vita“ erst mal suchen. Kein Hotel, kein Schild, kein Straßenname. Ein hilfsbereiter Tico rief für uns – wir waren hungrig und müde – die Nummer an und siehe da, wir standen fast davor, nur war es stockdunkel und der Weg nicht ausgeleuchtet. Unser Apartment war schmucklos, im Schlafzimmer hing eine gleißende Deckenleuchte. Das Bett war zu kurz (1,80 Meter) und zu schmal. Wir würden auch diese fünf Nächte überstehen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es in unserem Bett wahrscheinlich Wanzen gab. Anders kann ich mir die juckenden Stellen am Körper, die nur hier auftauchten, nicht erklären. Sie verschwanden wieder, als wir das Anwesen fünf Tage später verließen.

Wo Schatten ist, ist auch Licht (und umgekehrt). Bei Tageslicht entpuppte sich das „La Dolce Vita“ als ganz passable Unterkunft. Die Playa Esterillos Oeste liegt gleich vor dem Haus und ist ein Hotspot für Surfer. Frühmorgens kann man aus dem Bett zum Strand hüpfen, die Sonne über dem Meer aufgehen sehen und den Fischern zusehen, wie sie ihre Beute aus den Booten heraus verkaufen und die Reste an Pelikane und andere Vögel verfüttern. Mehr Pura Vida geht nicht!

Sag beim Abschied leise „Pura Vida“

Nach fünf Tagen in Esterillos Oeste an der stürmischen Pazifikküste brechen wir zurück nach San José auf. Das Meer hatte mir am vorletzten Tag einen meiner Plastikschuhe entrissen und mein Handy wäre auch fast weggeschwemmt worden, ich konnte es gerade noch retten. Pura Vida!

Unterwegs machen wir noch einen Zwischenhalt in Puntarenas, wo wir mit der Fähre von Paquera aus angekommen wären, wenn wir die richtigen Tickets gebucht hätten. Puntarenas liegt am Golfo de Nicoya, wo das Meer wieder ganz ruhig ist, ideal zum Schwimmen, aber ich sehe niemanden im Wasser. Dafür bläst es einem die Haare vom Kopf, so windig ist es hier. Ein letzter tropischer Juice in einem Café am Meer, dann geht es auf direktem Weg via Autobahn nach San José. Die letzte Nacht schlafen wir im noblen Radisson Hotel. Aber auch hier funktioniert nicht alles, wie es sollte. Die Espressomaschine im Zimmer ist defekt und muss ausgetauscht werden. Das Personal argumentiert mit „Corona…“ und bemüht sich redlich und gastfreundlich, Pura Vida-like. Als wir das Mietauto abgeben, höre ich beim Gehen ein leises „Pura Vida“ hinter mir.

„Sag beim Abschied leise Servus“ heißt es in einem alten, deutschen Lied. „Servus“, lateinisch für „Sklave“ oder „Knecht“, bedeutet in Kurzform „Ich bin dein Diener“ oder „zu Diensten“. In Costa Rica heißt es nur „Pura Vida“, das klingt in meinen Ohren und in meinem Herzen sympathischer und optimistischer. Gracias, reiche Küste, Du hast mich reich beschenkt und neu programmiert: Yes, I really have been branded. PURA VIDA! 🙂

Danksagung

Vielen Dank meinem Begleiter, der die Reise ermöglicht hat und dem ich diesen Artikel widme. Wir haben von sonst niemandem (PR-)Gelder erhalten. Herzlichen Dank, lieber Michal! Děkuji ti, můj drahý Michale!

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4 Gedanken zu „Pura Vida in Costa Rica“

  1. Zdravím Vás oba.
    S chutí jsem si přečetl záznam z cesty po Kostarice.
    A samozřejmě Road trip Českou republikou.
    Obojí velmi pěkné.
    Přeji Vám mnoho dalších úžasných cest spolu.

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