Bücher und Filme übers Reisen – nach innen und außen – gibt es wie Sand am Meer.
Hier finden Sie eine kleine Auswahl meiner Lieblingswerke und die von Gastautoren:
Autobiographisches, Belletristisches, Futuristisches.
Auch wenn manche Bücher und Rezensionen schon älter sind, ist ihr Inhalt dennoch zeitlos.
- Das Salz der Erde
- Hommage an einen fantastischen Fotografen und wunderbaren Erzähler
- Salgado: „Menschen sind überall extrem gewalttätig“
- Zwei alte Frauen
- Auf einer mühseligen, aber heilsamen Reise zu sich selbst
- Die Rückkehr des Inka
- Die Inkas: Wegbereiter einer außergewöhnlichen Spiritualität
- Andreas Altmann: Notbremse nicht zu früh ziehen!
- Robyn Davidson: Spuren. Eine Reise durch Australien
- Schmetterling und Taucherglocke
- Helva. Das Raumschiff, das sang
- Traumfänger
- Indisches Nachtstück
Das Salz der Erde
Hommage an einen fantastischen Fotografen und wunderbaren Erzähler
Die beeindruckende Lebensgeschichte und Lebensreise eines berühmten Meisters seines Faches, des brasilianischen Sozialfotografen Sebastião Salgado. Regisseur Wim Wenders hat ihn zusammen mit Salgados Sohn Juliano Ribeiro Salgado, der seinen Vater oft mit der Filmkamera begleitete, in seinem Dokumentarfilm einfühlsam porträtiert. Es entstand eine Hommage, die eine tiefe, nachhaltige Wirkung hinterlässt.
Salgado ist ein Abenteurer und fantastischer Fotograf, aber auch ein wunderbarer Erzähler. Zu jedem einzelnen Schwarz-Weiß-Foto, das der Zuschauer auf der Leinwand sieht, erzählt er die dazu gehörige Geschichte, beschreibt die Situation und seine Gefühle bedächtig und eindringlich, wie er sie während der Aufnahme erlebte, so als sei es erst gestern geschehen.
Ein genialer Kunstgriff ist auch die Aufnahmetechnik: Gefilmt wurde Salgado in einer Dunkelkammer durch einen halbdurchlässigen Spiegel, auf den seine Fotos projiziert waren. Während er diese anschaut und kommentiert, kann der Zuschauer direkt in seine Augen sehen. Er hört seine Stimme nicht aus dem Off, sondern kann in Salgados Gesicht und Mimik lesen und mitfühlen. So wird nicht nur die Einheit zwischen dem Schöpfer und seinem Werk augenfällig, es entsteht auch eine Nähe zu ihm. Fast ist es, als würde man durch seine eigenen Augen und gleichzeitig durch die Salgados sehen.
In Paris beginnt Salgado 1973 seine Karriere als Profi-Fotograf und arbeitet bis 1994 für die Bildagenturen Sygma, Gamma und Magnum Photos. Dann gründen er und seine Frau Lélia Wanick Salgado die Organisation „Amazonas Images“, die sich ausschließlich Sebastião Salgados Arbeiten widmet. Salgado liebt die Menschen, rückt sie immer wieder ins Zentrum seiner Fotografie. Er bereist 100 Länder, viele Krisengebiete und Brennpunkte auf der ganzen Welt, ist fasziniert von indigenen Völkern und kehrt immer wieder nach Afrika zurück.
Salgado: „Menschen sind überall extrem gewalttätig“
Trotz aller Leidenschaft für seine Arbeit geht er daran aber fast zugrunde. Seine Seele leidet zutiefst am Elend der Kriege, an Hungersnöten und Vertreibung, am Sterben der Menschen, aber auch an ihrer Grausamkeit, die er jahrzehntelang mit seiner Kamera auf Schwarz-Weiß-Fotos bannte: zum Beispiel die Hungerkatastrophe in der Sahel Zone, den Genozid in Ruanda oder die Arbeitsbedingungen in einer brasilianischen Goldmine. „Wir sind bösartige schreckliche Tiere, wir Menschen. Egal, ob in Europa, in Afrika oder in Südamerika, überall sind wir extrem gewalttätig“, lautet sein Resümee.
Der Ernüchterung folgen Rückzug und Abkehr von allem, was Menschen sich und Ihresgleichen antun. Er verliert den Glauben an die Menschheit und findet einen neuen Glauben in der Natur. Fauna, Flora und Umweltschutz rücken ins Zentrum seiner Arbeit. Mit seiner Frau Lélia kehrt er nach Brasilien zurück und forstet die abgeholzte Ranch seines Vaters wieder auf. Damit trägt er zur Wiederherstellung eines Teils des Atlantischen Regenwaldes in Brasilien bei. Es gelingt ihnen, das Gebiet 1998 in ein Naturschutzgebiet umzuwandeln, und sie gründen das Instituto Terra, eine Umweltorganisation mit dem Ziel der Wiederaufforstung, Erhaltung und Ausbildung.
Im Jahr 2004 beginnt Salgado ein gigantisches Fotoprojekt „Genesis“, das seine Seele rettet und heilt. Er widmet sich der Natur und ihren Schönheiten. Fast die Hälfte unseres Planeten ist bis zum heutigen Tag unberührt. Mit seiner Kamera bereist er diese paradiesischen Orte. Neben Landschafts- und Tieraufnahmen zeigt er auch menschliche Gemeinschaften, die noch im Einklang mit ihren Traditionen leben.
Der Titel „Das Salz der Erde“ bezieht sich auf das Bibelzitat „Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5,13) aus der Bergpredigt. Doch um so etwas Kostbares wie das Salz der Erde zu sein, bedarf es eines verantwortungsvollen Verhaltens, zu der die menschliche Spezies anscheinend (noch) nicht fähig ist. Das Wort „Genesis“ – so der Name seines Fotoprojekts – kommt aus dem Griechischen (γένεσις) und bedeutet Geburt, Ursprung, Entstehung. Es umschreibt die Erschaffung der Welt, einer immer noch heilen Welt, der sich Salgado nun annimmt und zwar nicht nur mit Kamera, sondern auch als leuchtendes Vorbild.
Während des anschließenden Filmgesprächs im „Agenda 21-Kino“ in Herrsching am Ammersee kam der Einwand eines Zuschauers, ob Salgado mit seinen schönen Bildern nicht das Elend zu stark ästhetisiert habe – auf Kosten der Fotografierten. Als Antwort darauf sei eine Gegenfrage erlaubt: Was, wenn die Fotos nicht so kunstvoll gestaltet wären? Hätten sie und damit das Schicksal der abgebildeten Menschen dann ebenso viel Aufmerksamkeit erlangt und auch Regisseur Wim Wenders so nachhaltig beeindruckt? Mein Begleiter, auch Fotograf, meinte dazu, dass Salgados ästhetische Bilder den Menschen in all ihrem Elend ein Stück Würde und Respekt zurück geben, was er besser fände, als nur Mitgefühl allein.
Fazit: Ein wunderbarer Film, der uns die dunkle Seite der menschlichen Natur vor Augen führt. Die abenteuerliche Lebensreise seines empathischen Protagonisten macht diesen bewusster und bringt ihn wieder zurück zur Natur, in der er seinen Frieden und sein Seelenheil findet. Nicht nur Reisen heilt, sondern letztlich auch die Natur, Mutter Erde!
Jutta Keller
Zur Filmseite: http://www.dassalzdererde-derfilm.de
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Zwei alte Frauen
Auf einer mühseligen, aber heilsamen Reise zu sich selbst
Die indianische Legende erzählt von zwei alten Frauen (75 und 80 Jahre) aus dem Nomadenstamm der Athabasken in Alaska. Die Winter dort sind lang, eisig und hart, es gibt nicht genug zu essen. Ihr Volk und Häuptling lassen sie zurück, weil sie sonst zwei Mäuler mehr ernähren müssten. Da erwacht in den alten, sonst nörgelnden Frauen, die es gewohnt sind, mit Hilfe eines Krückstocks mit ihrem Volk zu ziehen, der Überlebenswille und Kampfgeist. Sie besinnen sich auf ihre alten Fähigkeiten und gehen auf einer mühseligen Reise über ihre körperlichen Grenzen hinaus.
Ohne Krückstock schaffen sie das Unvorstellbare: eine neue Bleibe zu finden, eine warme Behausung zu bauen und genug zu essen zu haben, zum Beispiel Eichhörnchen, Kaninchen, Bisamratten, Fische und ähnliche Lebewesen. Für Vegetarier vielleicht kein Appetizer, aber für alle, die sich für andere Kulturen und Lebensweisen interessieren, ein interessantes Mutmacherbuch mit Happy End.
Aus dem Nachwort der Herausgeberin Lael Morgan:
„Viel zu häufig wird das Leben in der Natur romantisch verklärt, in Zwei alte Frauen beschreibt Velma Wallis es, wie es wirklich ist. Mag ein Jäger oder Fischer auch noch so geschickt sein, das Subsistenzleben bleibt ein Glücksspiel. Die kleinste Laune der Natur – wie zum Beispiel das Ausbleiben einer Lachswanderung, ein früher Frost, der eine ganze Generation von Zugvögeln tötet, oder überreichlicher Schnee, der die Elchpopulation dezimiert -, all das kann Tod durch Verhungern bedeuten. Wallis und die, deren Erfahrungen sie beschreibt, haben dort gelebt. Sie haben Forschung mit dem Magen betrieben.“
Jutta Keller
Die Rückkehr des Inka
Die Inkas: Wegbereiter einer außergewöhnlichen Spiritualität
Seit rund 15 Jahren bewege ich mich auf den Spuren des Schamanismus, bis ich „zufällig“ auf das Buch „Die Rückkehr des Inka“ von Elizabeth Jenkins stieß. Es beschreibt eine sehr heilende Reise und hat mich vom Anfang bis zum Ende in seinen Bann gezogen.
Im ersten Teil begegnet Jenkins während ihres Aufenthalts in Cuzco, der ehemaligen Inka-Hauptstadt in den peruanischen Hochanden, einem recht unreifen „Priester“, was zunächst etwas ernüchternd anmuten mag.
Im zweiten Teil schildert sie ihre Reise in Cuzco und Umgebung zusammen mit einem Mann, seines Zeichens Anthropologe, der ihr eine völlig neue Welt erschließt: die Weisheit der Inkas. An mehreren ehemaligen Inka-Stätten erlebt sie Zeremonien und Rituale, die einfach umwerfend sind. Sie beschreibt kurz, worum es geht, und dann ihre eigenen tiefen, innerweltlichen Erfahrungen, Eindrücke und Gefühle.
Schließlich kam ich zu dem Ergebnis, was wir hier in der „westlichen“ materialistischen Welt doch für spirituelle „Waisenknaben“ sind und was uns durch diesen völlig einseitigen Lebensstil entgeht bzw. wir uns vorenthalten lassen.
Zum Glück entdeckte ich noch ein weiteres Buch von Elizabeth Jenkins „The Fourth Level“, das nicht nur die Denkweise der Inkas näherbringt, sondern mittels einiger angebotener Übungen dazu verhelfen will, sich persönlich weiterzuentwickeln zu der Reife, die alle Menschen bräuchten, um in Frieden zu leben. Leider ist „The Fourth Level“ noch nicht ins Deutsche übersetzt.
Dr. Rolf Frederking
Andreas Altmann: Notbremse nicht zu früh ziehen!
Robyn Davidson: Spuren. Eine Reise durch Australien
Robyn Davidson: „Spuren. Eine Reise durch Australien“, Ausgabe von 1994Robyn Davidson: „Spuren: Eine Reise durch Australien“, Ausgabe von 2014Andreas Altmann: „Notbremse nicht zu früh ziehen! Mit dem Zug durch Indien“
Schmetterling und Taucherglocke
Helva. Das Raumschiff, das sang
Traumfänger
Indisches Nachtstück