Blühende Landschaften im Norden Münchens:
Der Sichtungsgarten Weihenstephan
Da lebt man 35 Jahre in München, meint, schon fast alles zu kennen, und findet ganz überraschend doch noch eine kostbare Perle. Diese Location ist im Norden Münchens beheimatet und das schon seit 70 Jahren. 1947 wurde der so genannte Sichtungsgarten in Weihenstephan bei Freising von Professor Dr. Richard Hansen gegründet. Auf einer Fläche von mehr als fünf Hektar grünt und blüht es bis in den Herbst hinein. Wir haben den Garten per Zufall zum Herbstanfang entdeckt. Für Pflanzenfreunde lohnt sich ein Besuch auch jetzt noch. Der Eintritt ist frei, aber nur noch bis 31. Oktober, dann schließt er und öffnet erst wieder am 1. April 2018.
Lasst Blumen sprechen: Power to the flower!
Lassen Sie sich von der herbstlichen Blütenpracht erfreuen und inspirieren.
Der 1947 gegründete Garten umfasst eine Fläche von mehr als 5 Hektar. Heute zählt der Sichtungsgarten Weihenstephan zu den Außen- und Versuchsanlagen des Instituts für Gartenbau. Dieses arbeitet mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zusammen. In dem Lehr- und Versuchsgarten werden Stauden- und Gehölzsortimente sowie Rosenneuheiten gesichtet und auf ihren Gebrauchswert geprüft. Der Garten stellt kein Pflanzenmuseum dar, sondern hat aktuelle Aufgaben in Zusammenarbeit mit dem Bundessortenamt in Hannover und einem Arbeitskreis innerhalb des Bundes deutscher Staudengärtner zu erfüllen.
Idee und Arbeit des Sichtens
Laut Informationsbroschüre „Weihenstephaner Gärten“ ähnelt die „Sichtungsarbeit der Arbeit der Stiftung Warentest, nur dass hierbei keine Waschmaschinen und Kühlschränke, sondern Pflanzen getestet werden. (…) Bei Stauden und Rosen dauert die Prüfung normalerweise 3 Jahre lang, für die sonstigen Gehölzsortimente benötigt man hingegen 5 Jahre. Danach kommt es zur Beurteilung des Gartenwertes, ob die einzelne Sorte empfehlenswert oder entbehrlich ist. Wenn die Sichtungsarbeit für ein Sortiment abgeschlossen ist, wird dieses aufgelöst, um Platz für das nächstfolgende zu schaffen.“
Die Idee der Sichtung von Pflanzen stammt aus England. In Wisley Gardens, südöstlich von London, entstand um 1890 der erste Sichtungsgarten, der 80 Hektar umfasst. Im Vergleich dazu ist der Weihenstephaner mit seinen 5-6 Hektar zwar nur einen Bruchteil so groß, dafür geht es hier auch beschaulicher zu. Bei unserem Besuch zum Herbstanfang sah ich so viele wunderschöne Schmetterlinge wie das ganze Jahr über nirgendwo sonst. Sogar einen Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides), der genauso alt ist wie ich, habe ich gesichtet 🙂
Bäume, Blüten, Stauden und Schmetterlinge
Ein wichtiger Aspekt ist die standortgerechte Verwendung von Stauden in ästhetisch ansprechenden Kombinationen. Stauden sind mehrjährige, krautige Pflanzen. Im Zentrum des Gartens sind Beetstaudensortimente und schmuckvolle Rabatten zu sehen. Am südgeneigten Hang schließen sich steppenheideartige Pflanzungen, Steingartenanlagen sowie ein Teich und Wasserbecken an. Die Randbereiche sowie der westliche Teil des Gartens sind geprägt durch ein Gehölzsortiment mit einem artenreichen Staudenunterwuchs.
Alles ist sehr gepflegt, für das Auge und die schon herbstschwere Seele sind die Arrangements Balsam. Auch das Gehirn hat was zu tun: So viele Schildchen mit botanischen Namen laden zum Lesen und Studieren ein.
Lassen Sie sich von der Vielfalt und dem Zusammenspiel von Stauden, Blumen und Gehölzen inspirieren. Entdecken Sie den Reiz der Pflanzenarrangements im Wechsel der Jahreszeiten. Die einzelnen Schaupflanzungen laden zum Reflektieren ein, welche Pflanzen optisch gut zueinander passen. Unterschiedliche Blüten- und Blattfarben, Wuchsformen, Strukturen und Texturen werden so angeordnet, dass ansprechende, kontrastreiche oder harmonische Pflanzenbilder entstehen. Der spannungsreiche Aufbau der Beete soll Studierenden und Besuchern Anregungen in der Gartengestaltung geben.
Richard Hansen, Gründer des Gartens
Am Eingang des Gartens steht das bronzene Porträt von Professor Dr. Richard Hansen, damaliger Diplom-Gärtner. Er leitete den Garten ab 1947. Die Gründung des Sichtungsgartens ist sein Verdienst. Die Rückseite des Porträts hat der Künstler mit einem Schmetterling verziert. Welch schönes und treffendes Symbol!
„Sichtungsgarten Ι Trial Garden Weihenstephan“ (Cover Foto links) ist ein inspirierendes Buch von Professor Dr. Bernd Hertle, dem heutigen Leiter der Weihenstephaner Gärten, Vorsitzender des Arbeitskreises Staudensichtung und Vorstandsmitglied im Bund deutscher Staudengärtner, mit Fotografien von Christa Brand. Es wurde mit dem 3. Platz beim Deutschen Gartenbuchpreis 2015 in der Kategorie „Bester Bildband“ ausgezeichnet. Die Texte sind auf Deutsch und Englisch. Eine Fundgrube für Gartenliebhaber. Es macht jetzt schon Vorfreude auf den nächsten Frühling. Nicht vergessen: Noch bis Ende Oktober 2017 ist der Sichtungsgarten geöffnet, dann erst wieder ab 1. April 2018.
Auch Kleingärtner kommen auf ihre Kosten
Für Balkonbesitzer und Schrebergärnter interessant ist auch der benachbarte Kleingarten mit Gewächshäusern, Bewässerungtipps, Pflanzkästen, etc. Er liegt einige Meter nördlich und ist zu Fuß gut erreichbar.
Sichtungsgarten Weihenstephan
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Am Staudengarten 7
85354 Freising
Führungen von Gruppen nach Anmeldung, Öffnungszeiten etc. siehe die Homepage der Hochschule.
Weitere sehenswerte Gärten (Kleingarten, Hofgarten, Buchsgarten, Oberdieckgarten) in fußläufiger Nähe.
Homepage der Staudensichtung