Vom 5-Sterne-Hotel Mignon in Meran über Maria Weißenstein zum Kronplatz

Südtirol: Wo majestätische Berge und
türkisfarbene Seen sich berühren

Der Karersee (Lago di Carezza) am Fuß des Latemar-Massivs. Idyllisch und beliebt bei Touristen. Baden darf man nicht, nur zu Fuß ihn umrunden.

Südtirol (Alto Adige), so nah zu München und doch so unbekannt für mich. Das sollte sich ändern, als ich Ende Juli einer Presseeinladung nach Meran ins 5-Sterne Park Hotel Mignon & Spa folgte. Zwei Tage und Nächte durfte ich Luxus schnuppern, fein essen und trinken (inklusive Gin-Tasting), im Pool schwimmen und im großen, ruhigen Garten mit altem Baumbestand entspannen. Auf dem Programm stand auch ein Ausflug mit Führung in den blühenden Gärten von Schloss Trauttmansdorff – benannt nach Joseph von Trauttmansdorff, dem Grafen der Steiermark. Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn – kurz „Sissi“ genannt – logierte 1870 bis 1871 mehrere Monate im Schloss mit Blick auf die herrlichen Gärten.

Nach der offiziellen Pressereise setzten wir zu zweit – Michal, der im Auto nachgekommen war, und ich – unsere individuelle Reise durch Südtirol fort. Kommen Sie mit auf eine kontrastreiche Tour durch das Land der majestätisch-hohen Berge, der tiefen Schluchten und türkisfarbenen kalten (Berg-)Seen. Mit einer Ausnahme: Ein See war so warm, dass ich darin auch länger geschwommen bin.

1. Station: Meran 

Mit dem Flixbus in den Luxus. Geht das? Und wie das geht! Von München nach Meran in ein 5-Sterne-Hotel. In knapp fünf Stunden kam ich dort an, ohne Stopp, ohne Stau und ohne Pinkelpause. Endlich wieder Palmen, die ich so liebe, und mediterranes Flair, waren meine ersten Gedanken, als der Bus an der Therme in Meran hielt. Von da aus zog ich mein Köfferchen in rund 15 Minuten zum Park Hotel Mignon, das zur Pressereise eingeladen hatte.

Das Mignon – 3 Frauen, 3 Häuser, 3 Strophen

Mignon, 1. Strophe
von Johann Wolfgang von Goethe, 1740-1832

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn?
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
kennst du es wohl? Dahin! Dahin möcht‘ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!“

Mignon ist Französisch und bedeutet niedlich, goldig, reizend, allerliebst, süß, herzig, ebenso „Herzchen“ und „Liebling“. All das ist das 5-Sterne-Parkhotel und noch viel mehr. Das Mignon gehört zusammen mit dem 4-Sterne-Hotel Adria dem alt eingesessenen Meraner Familienunternehmen Glatt-Amort-Ellmenreich. Geführt wurde und wird es matrilinear, das heißt von drei Damen: Zenzi Glatt, Großmutter, Gründerin und Malerin, deren Tochter Irmgard und von deren Tochter Sissi Amort-Ellmenreich. Alle drei Grazien posieren mit wehendem Haar als Bronzeskulptur der Meraner Künstlerin Irma Hölzl vor dem Eingang des Hotels Mignon.

Das Mignon liegt abseits der Hauptverkehrsstraßen, versteckt und ruhig. In seinem großen Garten mit altem Baumbestand kann man liegen, lesen, dösen und seine Runden im Pool schwimmen. Es gibt auch einen Fitnessraum und fünf verschiedene Saunen, die ich aber nicht genutzt habe, da es draußen heiß genug war. Leckeres Essen – Amuse-Gueules und Haute-Cuisine – kredenzt von Küchenchef Hanspeter Humml und seinem Team – versteht sich fast schon von selbst in einem 5-Sterne-Wellness- und Gourmet-Hotel wie dem Mignon. Ein ehrliches Lob für die lukullischen Gaumenfreuden!

Poollandschaft des Hotels Mignon
Blick vom Relaxbereich nach Draußen ins Grüne
Blickfang: Inmitten des 10.000 qm großen Parks im Hotel Mignon steht dieser kraftvolle Gummibaum, umgeben von einem Kranz aus Farnen.

Kulthotel Adria

Zum Samstags-Frühstück besuchten wir im Meraner Villenviertel Obermais das alt-ehrwürdige und denkmalgeschützte Hotel Adria, das ebenso wie das Mignon im Besitz der Familie Amort-Ellmenreich ist. Nostalgischer Charme vergangener (k. u. k. Monarchie) Zeiten durchzieht die Räume, die Einrichtung in edlem grün-lila und die Zimmer in altrosa und pastellfarben. Der älteste Aufzug Merans ist hier seit 1914 in Betrieb. Florian Ellmenreich, Meraner Verlegerssohn und Gatte von Sissi Amort-Ellmenreich, kümmert sich rührend um dieses besondere Haus im eklektizistischen Baustil. Hätte ich die Wahl zwischen beiden Hotels, würde ich mich wohl für das Adria entscheiden oder in einem der Appartements „Desiree“ residieren, die auch der Hoteliers-Familie gehören.

Meran selbst entdecken

Schöne, alte Brücken gibt es in Meran einige. Blick auf die Passer, allgegenwärtig in der Stadt.

Nach der offiziellen Pressereise setzten wir zu zweit – Michal, der im Auto nachgekommen war, und ich – unsere individuelle Reise durch Südtirol fort. In Meran blieben wir noch drei weitere Tage bei Luis in seiner idyllischen Privatunterkunft in Obermais, an dessen Garten eine Apfelplantage angrenzt. Wir erkundeten die Promenadenwege, die Altstadt und ihre Lauben. Vor der Hitze flohen wir zur Passer (italienisch Passirio), ein wilder Gebirgsfluss, der sich durch die Stadt schlängelt und auf dem Kajakfahrer ihre Geschicklichkeit im Manövrieren erproben. Wir machten es den Jungen nach und sprangen von den Felsen ins kalte Wasser der Passer. Hoch über Meran gingen wir den Tappeinerweg (Passeggiata Tappeiner), benannt nach dem Arzt, Botaniker und Anthropologen Dr. Franz Tappeiner, der im 19. Jahrhundert auch als Arzt in der Kurstadt tätig war. Ein schöner Flanierweg mit herrlichen Ausblicken, an dem es auch einige Gasthäuser und einen Kräutergarten gibt.

Siesta in der Wandelhalle, dahinter ein Bildnis von Meran anno 1750. Drei Künstler haben die Wandelhalle in eine Gemäldegalerie verwandelt.

Marlinger Waal- und Höhenweg

Unweit von Meran liegt der Marlinger Waalweg, mit 12 Kilometern der längste Waalweg in Südtirol. Anfangs meist im wohltuenden Schatten wanderten wir am fast schnurgerade fließenden Wasser entlang, bis der Marlinger Höhenweg (Alta Via di Marlengo) abzweigte. Circa drei Kilometer verläuft der Höhenweg mit geringem Höhenunterschied durch Laub- und Mischwald am Marlinger Berg entlang. Im Gasthaus Senn am Egg speisten wir mit traumhafter Aussicht auf den Meraner Talkessel bis hin zu den Bergen. Ein erhebender Ausblick!

Südtiroler Weinstraße – Kalterer See

Nach drei Tagen im mediterranen Meran brachen wir auf zu unserer zweiten Station in Südtirol, nach Maria Weißenstein (ital. Pietralba). Auf der Südtiroler Weinstraße machten wir einen Stopp am Kalterer See (Lago di Caldaro). Mit 130 Hektar ist er das größte natürliche Gewässer in Südtirol. Wegen seiner geringen Tiefe von maximal 6 Metern heizt er sich schnell auf und gilt als der wärmste Badesee der Alpen. 27 Grad Celsius zeigte das Thermometer bei unserem Besuch. Leider ist der See nur über wenige Badebetriebe kostenpflichtig zugänglich und war Ende Juli/Anfang August heillos überlaufen. Dennoch habe ich das Schwimmen im warmen Wasser mit Blick auf die hügeligen Weinberge genossen.

Mignon, 2. Strophe
von Johann Wolfgang von Goethe, 1740-1832

Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, 
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man Dir, du armes Kind, getan? 
Dahin! Dahin möcht‘ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn!

2. Station: Wallfahrtsort Maria Weißenstein – Der Dom der Dolomiten

Wallfahrtsstätte Maria Weißenstein (Pietralba) in Deutschnofen

Schon von weitem, wenn man über Deutschnofen (Nova Ponente) und von Petersberg kommt, thront die Wallfahrtsstätte Maria Weißenstein (ital. Pietralba) imposant wie eine Festung auf 1.520 Metern über dem Eggental. Hier war ich schon mal vor Jahren im Winter und fasziniert, wie die barocke Basilika, die auch „Dom der Dolomiten“ genannt wird, von Schnee umgeben war.

Ich wollte die Stätte im Sommer nochmal sehen. Drei Nächte hatten wir hier gebucht. Zwei hätten gereicht, zu beengt und zu teuer war unser Zimmer mit Dachschräge und zwei Dachluken, zu viele Menschen, Pilger und Wallfahrer schon morgens beim einfachen, rummeligen Frühstück – ein Kontrast zum exquisiten, ruhigen Frühstück im Mignon in Meran.

1553 erschien am Regglberg dem Einsiedler Leonhard Weißensteiner die Jungfrau Maria und heilte ihn von seiner Krankheit. Als Dank baute er ihr eine Kapelle, die immer mehr erweitert wurde. Die heutige Basilika wurde 1654 im Barockstil vollendet und weiter verschönert. 1925 wurde der Wallfahrtsort den italienischen Serviten (Servi di Maria, Orden der Diener Mariens) übergeben.

Die ursprüngliche Kapelle im Wald und das dazugehörige Einsiedlerhäuschen wurden gerade saniert und der Zutritt war verboten. Wir hatten aber wieder einmal Glück: Ein Bauarbeiter führte uns über das Gelände, öffnete die Kapelle und zeigte uns ihr Interieur samt kleinem Bauwagen, der drinnen stand.

Bletterbach-Schlucht – Eine erdgeschichtliche Reise durch die Zeit

Die Bletterbach-Schlucht am Fuße des Weißhorns.

Wanderwege gibt es rund um Maria Weißenstein reichlich. Uns zog es zur Bletterbach-Schlucht, die wir mit Helmen (wegen Steinschlaggefahr Pflicht! Im Eintrittspreis enthalten) durchwanderten. Der Geoparc Bletterbach ist Teil der Dolomiten und gehört wie diese seit 2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er wirbt mit dem Slogan „Eine Reise durch die Zeit“.  In der Schlucht waren nicht wenige Menschen – vor allem Familien mit Kindern, aber sie verteilten sich in dem riesengroßen Terrain.

Nur mit Helm und bei gutem Wetter begehbar!

Mein persönliches Highlight war der Alleingang von der Schlucht zurück nach Maria Weißenstein. Ich hatte kein Kartenmaterial, nur Google Maps auf meinem Handy, das zeigte immer eine Entfernung von 18 Kilometern an, was aber nicht stimmen konnte. Außer mir war sonst niemand unterwegs. Aus den Wegweisern wurde ich nicht schlau. Unschlüssig, ob ich den ganzen Weg zum Besucherzentrum im Geoparc zurückgehen sollte, schickte mir ein Engel einen einzigen Menschen. Der sprach zwar nur gebrochen Deutsch, zeigte mir aber an einer Gabelung den richtigen Weg. Dank sei ihm und dem Engel.

Nach meiner Rückkehr gab es auf dem Plateau von Maria Weißenstein auch noch einen super Sonnenuntergang vom Liegestuhl aus, der seinesgleichen suchte. Ich war müde und glücklich. Und Michal war froh, dass ich nicht verloren gegangen war und wir unsere Reise zu zweit fortsetzen konnten.

Sonnenuntergang über Maria Weißenstein auf 1.520 m Höhe

Der Karersee unterhalb des Latemar-Massivs

Von Maria Weißenstein aus unternahmen wir einen Ausflug zum türkisgrünen Karersee (Lago di Carezza, siehe auch Aufmacherfoto) am Fuße des grandiosen Latemar-Massivs. Da der See unter Naturschutz steht, sind das Baden im See und Betreten des Ufers nicht erlaubt. Dafür haben wir ihn (mit vielen anderen Besuchern) zu Fuß umrundet und sind auch noch zu einem anderen See in der Nähe des Karersees – zum Mittersee – gewandert, der leider ausgetrocknet war.

Brixen und die Reise des Elephanten

Auf dem Weg zu unserer dritten Unterkunft in San Vigilio bei Bruneck machten wir Zwischenstopp in Brixen. Michal, ursprünglich aus Tschechien stammend, wollte auf den Spuren eines großen tschechischen Nationalhelden, des damals österreichischen Journalisten Karel Havlíček Borovský, wandeln. Borovský war in Tschechien der Gründer des modernen Journalismus. Wegen seiner kritischen politischen Haltung gegenüber der K. u K. Monarchie wurde er nach Brixen verbannt, zunächst ins heutige 4-Sterne-Nobelhotel „Elephant“. Übrigens war das Hotel schon damals eine luxuriöse Herberge.

Am Ort seiner Verbannung blieb Havliček vier Jahre, ehe er am 6. Mai 1855 wieder nach Prag heimkehren durfte. Über Brixen hatte er nichts Gutes zu berichten (was auch in den Schulen in der Tschechei noch nationalistisch übertrieben gelehrt wird, sagt Michal), obwohl Borovský dort später in einem Haus mit Frau und Tochter ziemlich luxuriös lebte. Sogar das Essen hat er sich von dem noblen Hotel Elephant (heute 1 Michelin-Stern) liefern lassen. Was für ein Unterschied zu den heutigen Verbannungsorten, wenn ich zum Beispiel an Alexei Nawalny denke. Gott hab ihn selig!

Wir standen vor Borovskýs späterem Haus mit Gedenktafel und besuchten das 4-Sterne-Hotel „Elephant“, das nach dem Elefanten Soliman und seiner langen Reise von Indien über Brixen nach Wien im 16. Jahrhundert benannt ist. José Saramago hat über die wahre Geschichte des Elefanten, der als Geschenk an den österreichischen Erzherzog nach Wien geschickt wurde und in Brixen Halt machte, ein Buch geschrieben. Aber das ist wieder eine andere Geschichte, nachzulesen hier.

Mignon, 3. Strophe
von Johann Wolfgang von Goethe, 1740-1832

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg;
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut. Es stürzt der Fels und über ihn die Flut. Kennst du ihn wohl?
Dahin! Dahin geht unser Weg! O Vater, laß uns zieh’n!

3. Station: St. Vigil in Enneberg

Unsere dritte und letzte Unterkunft befand sich in einem Holzhaus am Waldrand von St. Vigil in Enneberg (San Vigilio di Marebbe) südlich von Bruneck. St. Vigil liegt auf ca. 1.200 m Meereshöhe im Herzen der Dolomiten im Naturpark Fanes-Sennes-Prags im Osten Südtirols, einer von sieben Naturparks. Klima und Vegetation sind hier rauer und nicht mehr mediterran wie in Meran. Die Besucher tauchen ein in die Welt der „Bleichen Berge“, wie die Dolomiten auch genannt werden. Im Sommer 2009 wurden die Dolomiten in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen.

Wanderung auf den Kronplatz zum Messner Mountain Museum von Zaha Hadid

Am 4. August, einem heißen Sonntag, wanderten wir zum Kronplatz (Plan de Corones) auf 2.275 Meter. Dort wollten wir das Messner Mountain Museum (MMM) Corones, das letzte der sechs Museen Reinhold Messners, das er zusammen mit der weltbekannten Architektin Zaha Hadid gebaut hat, sehen. Das Auto parkten wir am Furkelpass (Passo di Furcia). Von hier aus stiegen wir hoch. Parallel zum Wanderweg bretterten Mountain Biker den Berg runter, mir wurde schon vom Zusehen mulmig. 1,5 Stunden soll der Aufstieg vom Furkelpass bis zum Kronplatz (über 500 Meter Höhenunterschied) dauern, so steht’s zumindest auf den Schildern. Wir brauchten wesentlich länger, pausierten auch mal auf einer Almwiese und genossen den Panoramaausblick auf die herrliche Bergwelt der Gadertaler Dolomiten.

„Das MMM Corones auf dem Kronplatz – mit seinem einmaligen Blick in die Dolomiten – zwischen Olang, Bruneck und dem Gadertal ist Abschluss meines Bergmuseums-Projekts. In den letzten der sechs Museen geht es um die großen Wände, um die Königsdisziplin des Alpinismus. Ich freue mich über die Zusammenarbeit mit Zaha Hadid und Skirama Kronplatz. In dieser Dreierseilschaft ist ein einmaliger Begegnungsraum entstanden.“
Reinhold Messner bei der Eröffnung am 23.07.2015

Oben auf dem Gipfelplateau des Kronplatzes angekommen, wurde unsere schweißtreibende Mühe belohnt. Unübersehbar thront die Friedensglocke Concordia 2000 als Sinnbild der Eintracht und des Friedens auf dem 2.275 m hohen Kronplatz.  Seit 2003 erklingt sie täglich um 12 Uhr, was wir leider verpassten. Dahinter zur linken Seite ragen die riesengroßen Fenster des MMM Corones aus einem Erdhügel heraus. Das Museum ist zum Großteil unterirdisch in mehreren Ebenen angelegt.

2 Löwen: der linke tibetische Schneelöwe war mein Vorbild 🙂

Wir bestaunten das Design des Gebäudes und hielten uns drinnen nur am Eingang auf. Dort steht ein tibetischer Schneelöwe mit ausgestreckter Zunge, der mich faszinierte und dessen Geste mich an den „Löwen“ im Yoga erinnerte. Also machte ich es ihm nach, sehr befreiend!

Ein anderes sehenswertes Museum auf dem Kronplatz ist das „Lumen“, das sich auf 1.800 Quadratmetern ausschließlich der Bergfotografie widmet. Wer die Wanderung zum Kronplatz machen möchte, findet eine Beschreibung hier.

„Should you reach the summit of the highest mountain in our world, you would have only one desire:
to descend and be with those who dwell in the valley.”
Khalil Gibran, libanesisch-amerikanischer Dichter, 1883-1931

Durch das Höhlensteintal zu drei Bergseen

Was wäre ein Sommer ohne See? Was wäre Südtirol ohne seine traumhaften Bergseen?

Wir hatten nur noch einen Tag Zeit und entschieden uns für drei Seen: den Toblacher See, den Dürrensee und den Pragser Wildsee. An letzterem waren wir am späten Vormittag und standen Schlange mit unzählig anderen Besuchern in deren Autos. 38 € (!) hätte die Parkplatzgebühr, nur über einen QR-Code zu scannen, gekostet. Wir erfuhren, dass es ab 16 Uhr keine Absperrung mehr gibt und das Parken nur noch 10 € für maximal 3 Stunden kostet.

Also fuhren wir weiter zum Toblacher See. Welch grandiose Bergkulisse! Das Wasser im See hatte höchstens 15 Grad Celsius und war mir viel zu kalt. Michal, der sogar im Winter im zugefrorenen See badet, dessen Eis er vorher aufhackt, ging rein. Auch eine Holländerin legte sich ins Wasser und verharrte mindestens 10/15 Minuten bewegungslos darin. Bewundernswert! 6 € zahlten wir hier für 3 Stunden Parken. Weiter ging’s zum Dürrensee, dort standen wir nur kurz am Ufer und schauten auf das türkisgrüne, milchige Wasser.

Mittlerweile war es 16 Uhr: Wir fuhren wieder zum berühmten Pragser Wildsee (Lago di Braies). Der war am späten Nachmittag immer noch gut besucht. Uns fielen vor allem etliche verschleierte Frauen auf, die dort samt Kind und Kegel im Boot fuhren oder am Ufer aufwändig Picknick machten. Hier endlich wagte ich den Sprung ins kühl-erfrischende Nass und schwamm als einzige im wunderschönen See splitterfasernackt. Einen Bikini und ein Handtuch hatte ich nicht dabei, das trocknete von allein am Leib, während wir den See zu Fuß vollends umrundeten. Ich bin froh, ihn gesehen zu haben. Einmal im Leben muss man/frau solche touristischen Hotspots aufsuchen und sie dann für alle Ewigkeit in seiner/ihrer Erinnerung konservieren.

Der Pragser Wildsee: romantisch, aber im Sommer hoffnungslos überlaufen.
Abendstimmung am Pragser Wildsee. Ich war als einzige darin schwimmen.

Auf dem Soldatenfriedhof Nasswand-Toblach

„Ich bin der Sieg.
Mein Vater war der Krieg.
Der Friede ist mein lieber Sohn.
Der gleicht meinem Vater schon.“
Erich Fried, 1945/46

Mit Dank an Konrad Laimer, Meraner Goldschmied, den wir in seinem Schmuckladen „Posthaus Merano“ besuchten und über Bernstein/Amber und Meranith parlierten, ebenso über die südtirolische, italienische und tschechische Geschichte. Er hat uns dieses Gedicht von Erich Fried in Erinnerung gerufen.

Reisen heilt! Immer wieder! Auch wenn es ernüchtert und auf den Boden der Tatsachen zurückbringt. Das wurde mir auf dem Rückweg von den Seen beim Besuch des Soldatenfriedhofs Nasswand-Toblach bewusst. Da, wo heute Scharen von Menschen ihren Urlaub verbringen, wurden im I. Weltkrieg (1914-1918) sinnlose Schlachten geführt, bei denen Tausende Männer verschiedener Nationalitäten starben, in Nasswand sind es 1.259. „Wann wird man je verstehen? Wann wird man je verstehen?
Und hier das Original von Pete Seeger: „Where have all the flowers gone?“

Fazit Südtirol

Südtirol ist überall schön, ohne Frage. Schon allein wegen seiner Zweisprachigkeit Deutsch-Italienisch, nicht zu vergessen Ladinisch, das die Rätoromanen der Dolomiten, die „Ladins“, wie sie sich selbst nennen, in vier Tälern rings um den mächtigen Gebirgsstock der Sella immer noch sprechen. So tief sind wir bei dieser Reise aber nicht vorgedrungen, ein anderes Mal dann. Rückblickend hat es uns am besten in Meran mit seinem mediterranen Flair gefallen. Das Hotel Mignon hat es möglich gemacht. Die Presseeinladung hat den Anstoß dazu gegeben, die magische Anziehungskraft Merans und einen Teil Südtirols kennen zu lernen. Mille grazie, Familie Amort-Ellmenreich aus Meran!

Weiter Blick aus dem Panoramafenster im „Lumen“, dem Museum für Bergfotografie auf dem Kronplatz.

Veranstaltungs-Tipp

Das Hotel Pragser Wildsee begeht sein 125-jähriges Jubiläum mit Konzerten und einer „History Conference. Von Dachau bis Südtirol – Biografien von Häftlingen“.

Literatur-Empfehlung

Amort’s Sonnenseiten: Broschüre über die Hotels Mignon und Adria und die Residence Désirée. Sie liegt vor Ort aus.

 

9 Gedanken zu „Südtirol: zwischen Luxus und Massentourismus“

  1. Liebe Jutta,

    Ein sehr schöner Artikel. Ich liebe Südtirol. Ich bin schon seit mindestens 40 Jahren in Südtirol. Auch in diesem Jahr war ich schon zweimal dort, weil ich dort so viele schöne Erinnerungen an wunderschöne Zeiten habe, die ich nie vergessen werde. Viele liebe Grüße.

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  2. Liebe Jutta,
    gerade habe ich deinen umwerfend schönen Bericht über Südtirol gelesen. Wie immer dein Stil, deine Fotos so farbenfroh und lebendig und du als Star immer mittendrin. Auch Michals Bilder finde ich sehr beeindruckend.
    Da kommen mir so viele Erinnerungen in den Sinn:
    * meine Wanderung auf dem Meraner Höhenweg vor vielen Jahren, auf halber Strecke Obst in Körbchen am Wegesrand, ein weiteres Körbchen daneben für das Geld, das man dafür nach Gutdünken hineinlegte
    * die Hochzeit von Hansens Tochter in einem mittelalterlichen Schloss bei Meran, wo die Hochzeitstafel ganz in Weiß gedeckt war und man als Deko nur rote Rosen und Kornähren auf die Tische gelegt hatte. Nichts von süß oder romantisch, sondern alles von herber Schönheit
    * die Skitour „Rund um die Sella“ – an einem einzigen Tag von einer Abfahrt zur nächsten, von einem Pistenhighlight zum anderen, bis ich den letzten Skiort an diesem Spätnachmittag vor Erschöpfung ausfallen lassen musste
    * zum Törgellen nach Südtirol im Herbst zum neuen Wein, dazu vor der Kulisse der Dolomitenberge nach langen Wanderungen vielleicht ein schönes Brotzeitbrettl mit Speck und Fladenbrot
    * die Hochzeit des jungen Apothekerpaares in Brixen in der hauseigenen Kapelle im altehrwürdigen Patrizierhaus der Apothekerfamilie
    *so manche Bergkapelle, die den drei heiligen Frauen geweiht ist, den drei „Bethen“ Einbet, Gberbet und Firbet, der von alters her verehrten Mütterdreifaltigkeit – Symbole für Frühling, Sommer und Herbst/Winter des Lebens.
    Meine Erinnerungen sind durchwegs alt, sie stammen eher aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Auch noch aus den 50er Jahren: Wir, die deutschen Touristen, haben uns mit den vollgepackten VWs oder DKWs durch die engen Gassen der Südtiroler Städtchen gezwängt, Richtung Gardasee und Adria. Durchaus schwierig für den Fahrer, durchaus idyllisch im Ganzen.
    Die Meraner Hochzeit von Hansens Tochter war vor 25 Jahren. Die modernere Südtiroler Welt mit ihren vielen Annehmlichkeiten und gleich gebliebenen Naturschönheiten würde mir schon auch gefallen…
    Ganz liebe Grüße,
    Rotraud

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    • Liebe Rotraud,
      Wow! So viele schöne Erlebnisse, auch nostalgische Erinnerungen, die Du mit Südtirol verbindest. Ich erfahre so auch immer mehr von Dir. Nicht nur, dass Du schon auf Hawaii warst, was mich beeindruckt hat. Das Leben ist wie ein Mosaik oder ein Kaleidoskop. ❤️en Dank für Deinen persönlichen Beitrag!

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  3. Liebe Jutta,
    Danke, dass ich die Reise mit Dir noch einmal machen konnte.
    Mein Sohn Mark ist Bergführer, es ist seine Lieblingsstrecke, die meistens in Meran endet.
    Ich war mit ihm auch schon mehrmals in Südtirol.
    Sissis Garten in Trautmansdorf hat es mir besonders angetan.
    Ob Frühling oder Herbst, einfach ein Traum.
    Liebe Grüße Gisela

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    • Liebe Gisela,
      „Trauttmansdorff“ heißt der Ort richtig. Ich korrigiere den Namen nur, weil er meist falsch geschrieben wird und es noch andere Orte „Trautmannsdorf“ gibt. Dein Sohn hat ja schon einiges bewältigt, z.B. war er mit dem Paddelboot von Alaska bis Kanada fünf Monate unterwegs…, ein Abenteurer! 🙂

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  4. Liebe Jutta,
    danke für deine Reisebeschreibung. Ich liebe Südtirol sehr. Ich habe es vor Jahren mit einem Freund in einem kleinen Campingbus öfters bereist. Es gibt so viele schöne Orte dort. In der Bletterbachschlucht waren wir damals ganz allein unterwegs. Ein besonderes Highlight war eine Übernachtung mit unserem Bus auf den Dreizinnen. Da durfte man auf einem Plateau über Nacht stehen. Und es war auch noch Vollmond.

    Jetzt bereise ich Südtirol zum zweiten Mal mit einer Busrundreise. Dein Artikel hat meine Vorfreude gesteigert. Die ist Mitte Oktober, und da sind natürlich nur noch wenige Touristen unterwegs.

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    • Liebe Karin,
      das freut mich, dass mein Artikel Deine Vorfreude gesteigert hat.
      Ich wünsche Dir jetzt schon eine schöne Reise nach Südtirol.
      Vielleicht berichtest Du mir danach davon? Würde mich freuen! 🙂

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